Makler 2.0: So digital funktioniert Immobilienvermittlung heute
Die Immobilienbranche befindet sich im digitalen Wandel – und mit ihr das Berufsbild des Immobilienmaklers. Wo früher Zeitungsanzeigen und Papier-Exposés dominierten, bestimmen heute digitale Tools, Online-Plattformen und automatisierte Prozesse den Alltag. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die zentralen technologischen Entwicklungen und zeigt, wie sie die Arbeit von Immobilienmaklern nachhaltig verändern – mit konkreten Praxisbeispielen aus dem deutschen Markt.
Digitale Vermarktung von Immobilien
Moderne Makler nutzen längst nicht mehr nur Aushänge im Schaufenster. Die digitale Vermarktung beginnt bei der Präsentation auf großen Immobilienportalen wie Immobilienscout24, Immonet oder Immowelt. Suchmaschinenoptimierte Exposés, hochwertige Bilder und strukturierte Informationen erhöhen die Sichtbarkeit und sprechen gezielt potenzielle Käufer an.
Ein anschauliches Beispiel ist das Maklerbüro VON POLL IMMOBILIEN, das auf Instagram und YouTube regelmäßig professionelle Kurzclips von Immobilien veröffentlicht – inklusive Drohnenaufnahmen, Kommentierung durch Maklerinnen und makelloser Bildsprache. Solche Clips steigern die Reichweite enorm und führen laut dem Unternehmen zu einer messbar höheren Nachfrage.
Auch Paid Ads über Google oder Facebook gehören inzwischen zum Alltag vieler Büros. Hierbei wird gezielt lokal geworben, z. B. nach dem Motto: „Ihr neues Zuhause in München-Neuhausen – Jetzt Exposé sichern!“
Virtuelle Besichtigungen und 3D-Visualisierung
Ein besonders praxisnahes Beispiel für Digitalisierung ist die virtuelle Besichtigung. Mithilfe von 360°-Touren (z. B. über Matterport) oder 3D-Modellen können Interessenten Immobilien online realitätsnah erleben.
Beispiel: Maklaro, ein deutschlandweit agierendes digitales Maklerunternehmen, nutzt systematisch virtuelle Rundgänge. Käufer können online Räume begehen, als würden sie sich tatsächlich im Haus befinden. Ergänzt wird dies oft durch Drohnenaufnahmen für einen Überblick über die Lage und Umgebung.
Diese Technik hilft nicht nur während der Pandemie, sondern auch bei internationalem Interesse. Käufer aus dem Ausland können sich so vorab ein genaues Bild machen – ein echter Wettbewerbsvorteil.
KI-gestützte Immobilienbewertung
Die Bewertung von Immobilien war lange Erfahrungssache – heute kommen zunehmend Automated Valuation Models (AVMs) zum Einsatz. Diese Systeme werten automatisch Bodenrichtwerte, Lageinformationen, Verkaufsdaten und Objektmerkmale aus.
Ein Beispiel: Die Plattform Homeday nutzt ein solches System, um automatisiert eine erste Wertermittlung auf Basis von Postleitzahl, Quadratmeterzahl und Baujahr zu erstellen – ergänzt durch lokale Vergleichsdaten.
Diese Systeme liefern eine erste Orientierung für Verkäufer, Makler oder Käufer. Trotzdem wird der finale Preis weiterhin durch menschliche Marktkenntnis bestimmt – gerade bei Spezialobjekten oder abweichenden Ausstattungen.
CRM-Systeme und digitale Kundenbetreuung
Professionelles Customer Relationship Management (CRM) ist Standard geworden. Mit Systemen wie FlowFact, onOffice oder Propstack verwalten Makler ihre Kontakte, Interessentenlisten und automatisieren ihre Kommunikation.
Beispiel: Ein Interessent sucht eine 3-Zimmer-Wohnung in Köln. Ein CRM erkennt die Anfrage, ordnet sie einem Suchprofil zu und versendet automatisch neue passende Angebote. Viele Systeme benachrichtigen Makler zusätzlich per App über neue Matches – teilweise in Echtzeit.
Automatisierte Follow-ups, Newsletter, Feedback-Umfragen nach Besichtigungen oder Terminvereinbarungen per SMS – all das entlastet die Makler und verbessert den Kundenservice erheblich.
Digitale Vertragsabwicklung und Dokumentenmanagement
Früher mussten Maklerverträge auf Papier ausgedruckt und unterschrieben werden. Heute ermöglichen Tools wie DocuSign, Adobe Sign oder FP Sign die rechtssichere digitale Unterzeichnung.
Ein praktisches Beispiel: Eine Familie aus Berlin interessiert sich für ein Haus in Brandenburg. Der Makler sendet ihnen den Reservierungsvertrag per DocuSign – innerhalb weniger Minuten ist der Vertrag unterzeichnet und rechtskräftig.
Dokumentenmanagement-Systeme wie Immoware24 oder EverReal helfen zudem, alle Unterlagen DSGVO-konform zu speichern, schnell wiederzufinden und effizient an Notare oder Banken weiterzugeben.
Herausforderungen und Grenzen der Digitalisierung
Trotz aller Vorteile gibt es auch Herausforderungen. Nicht jeder Kunde ist digitalaffin – insbesondere ältere Eigentümer bestehen auf persönliche Beratung. Zudem sind Datenschutzanforderungen hoch, etwa bei sensiblen Dokumenten wie Grundbuchauszügen oder Einkommensnachweisen.
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Makler berichtet, dass ein Kunde die Speicherung seiner Daten im CRM-System abgelehnt hat. Das führte zu zusätzlichem Aufwand bei der Kommunikation – zeigt aber auch, wie wichtig Transparenz und Datenschutzschulungen für Makler sind.
Ebenso kann keine Technik menschliche Faktoren ersetzen – wie das Bauchgefühl bei Verhandlungen oder das Vertrauen, das durch persönliche Gespräche entsteht.
Fazit
Die Digitalisierung hat das Berufsbild des Immobilienmaklers deutlich verändert. Viele Prozesse lassen sich heute effizienter, transparenter und kundenfreundlicher gestalten. Makler, die moderne Technologien intelligent einsetzen, sparen Zeit und steigern die Abschlussquote – vorausgesetzt, sie kombinieren Technik mit Empathie und Fachkompetenz.
Quellen und weiterführende Informationen
Bundesverband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen e. V. (BVFI)
→ https://www.bvfi.deInstitut der deutschen Wirtschaft (IW) – Studie zum digitalen Wandel in der Immobilienwirtschaft
→ https://www.iwkoeln.de/studien/digitalisierung-immobilien.htmlHomeday – Online-Tool zur automatisierten Immobilienbewertung
→ https://www.homeday.de/de/immobilienbewertung/Matterport – Anbieter für virtuelle 3D-Rundgänge
→ https://www.matterport.com/deonOffice – CRM-System für Makler
→ https://www.onoffice.comDocusign – Elektronische Signaturlösung (rechtlich anerkannt)
→ https://www.docusign.com/de